HINWEIS:
Diese Dokumentation ist ein
Auszug aus dem Artikel im Jahrbuch des Stiftes Klosterneuburg,
Neue Folge Band 22 (S. 121).
Der Verein Heimischer Künstler Klosterneuburgs
1913 bis 1961
von Ursula Müksch
Die Gründung
Die Vereinsgeschichte dieser bemerkenswerten, höchstwahrscheinlich ältesten
Künstlervereinigung Niederösterreichs Verein heimischer Künstler
Klosterneuburgs (in der Folge immer VHKK) ist zwar nur lückenhaft, aber
dennoch halbwegs chronologisch nachvollziehbar. Über das Gründungsdatum war
bisher keine eindeutige Aussage zu treffen. Auch in einer Diplomarbeit aus
dem Jahr 1989 über „Die Entwicklung des Vereinswesens in
Klosterneuburg von 1867 bis zur Gegenwart“ und anderen
kulturhistorischen Schriften ist keine Festlegung eines Gründungsdatums des
VHKK zu finden. Spekulativ angenommene Gründungsdaten reichten von 1905 bis
1910.
Abb. 1 Erste Vereinsstruktur
nach der Gründung
Mit Hilfe einiger Autografen, Publikationen, Zeitungsartikeln und Katalogen
ließ sich 1
909 als mögliches Gründungsjahr eingrenzen.
Jedoch konnte kein entsprechender Eintrag in den Vereinskatastern aus den
Jahren 1906 bis 1909 gefunden werden. So mussten weiterhin die
Jahre
1910 bis Frühjahr 1914 als mögliche Gründungsjahre angesehen
werden, denn die 3. Kunstausstellung im Marmorsaal im Stift Klosterneuburg
im Mai 1914 wurde bereits nachweislich vom Verein, dem VHKK, veranstaltet.
Katalog und Plakat wiesen die Bezeichnung „Verein heimischer
Künstler Klosterneuburgs“ auf und der Vereins-Vorstand war
mit
Franz Horst und
Theodor Stundl
angeführt, sowie Josef
Ferdinand Benesch als Schriftführer,
Ludwig K. Strauch als Säckelwart (heute Kassier genannt)
und
Franz von Jeckl als Sekretär genannt.
Die Zusammenschau der Unterlagen der ersten drei Ausstellungen im Marmorsaal
des Stiftes Klosterneuburg (1908, 1911, 1914) mit anderen Unterlagen engte
die Gründungszeit immer mehr auf einen späten Zeitpunkt – Ende 1913,
Anfang 1914 – ein. Erschwerend für die Recherchen erwiesen sich der
angebliche Verlust aller Vereinsunterlagen durch Diebstahl,
wie aus der Niederschrift von Carl Krall über einen Autoeinbruch und
Diebstahl vom 25. März 1961 hervorgeht. Auch blieben die Recherchen in den
Sparten Kunst-, Kultur- oder Wissenschaftsvereine in den Vereinsregistern
der Jahre 1906 bis 1914 des Niederösterreichischen Landesarchivs
ergebnislos.
Im Amtsblatt vom 17. Mai 1913 wird die Formation der Vereine und
Körperschaften Klosterneuburgs zum Fackelzug anlässlich der Feierlichkeiten
zur Ernennung des Prälaten Friedrich Piffl zum Erzbischof
von Wien genauestens beschrieben und jeder einzelne Verein in
Klosterneuburg namentlich aufgezählt. Der VHKK scheint nicht auf. Ein
weiterer Hinweis auf eine Gründung gegen Ende 1913. Auch
schreibt Max Kahrer in einem Brief vom 22. Februar 1914 an
Franz Horst:…Wann lässt Ihr endlich die Statuten
drucken? Ich denke, Beschlüße soll man durch nachträgliche
Meinungen einzelner nicht umstoßen; es ist dies dasselbe auch bei der
Placatconcurrenz, zuerst wird ein Termin bestimmt, man plagt sich, um
rechtzeitig fertig zu sein, und dann heissts, aber ja ist ja noch Zeit, um
den säumigen Mitgliedern Gelegenheit zu geben, noch mitthun zu können. Muss
offen gestehen, dass mir dieser Vorgang nicht passt.....Kahrer spricht
also anfangs 1914 bereits von Mitgliedern. …
Abb. 2 Franz Horst
Fotoausschnitt
Abb. 3 Theodor Stundl
Fotoausschnitt
Es dürfte aus Uneinigkeit unter den Künstlern, ob über die Vereinsbildung
selbst oder nur über die Modalitäten, zu Verzögerungen beim Druck der
Statuten gekommen sein. Kahrer sah sich dadurch veranlasst, Druck von
Deutschland her auszuüben. Da in dem Werbungsschreiben an die möglichen
Stifter, Gründer oder Förderer des Vereines steht, dass ein Exemplar der
Vereinsstatuten beiliegt, mussten diese ja gedruckt worden sein und die
Vereinsbildung davor erfolgt sein, also
spätestens Ende 1913.
Leider gibt es in der Presse keine Berichte über die Vereinsgründung, was
den Schluss zulässt, dass diese Nichtinformationspolitik und Geheimhaltung
der späten Gründung sehr bewusst betrieben wurde. Regelmäßige öffentliche
Verlautbarungen über Generalversammlungen des Vereines oder das
Vereinsgeschehen fehlen. In der Stiftschronik, wie auch in den lokalen und
Wiener Tageszeitungen erschienen aber doch immer wieder Berichte, den VHKK
und seine Ausstellungen und Ankäufe der Gemeinde aus diesen betreffend.
Auch wurde die freiwillige Auflösung des VHKK vom 30. Juni
1961 und dessen Löschung aus dem Vereinskataster in den amtlichen
Nachrichten der Nieder-Österr. Landesregierung vom 15. März 1962
verlautbart. Also muss eine amtliche Vereinsgründung erfolgt sein.
Durch Konzentration auf die Jahre 1913/1914 und die erneute, nun
konsequente Suche in allen Einträgen, auch in nicht dem künstlerischen
Sektor zugerechneten Vereinen in den Vereinsregistern des NÖ Landesarchiv
in
St. Pölten, wurde diese erfolgreich und brachte die Bildungsanzeige –
Klosterneuburg, Verein heimischer Künstler Klosterneuburgs – zum
Vorschein. Diese wurde am 10. September 1913 durch
Nichtuntersagung genehmigt. Das Datum des Abganges des Bescheides an die
Bezirkshauptmannschaft Tulln und an den Antragsteller Franz Horst ist mit
diesem Datum eingetragen und somit als Gründungsdatum
anzusehen, da es keine weiteren Unterlagen gibt.
Die Künstler hatten sich also erst 5 Jahre nach der so erfolgreichen
Ausstellung 1908 dazu durchgerungen, einen Verein zu gründen.
Durchgerungen im wahrsten Sinn des Wortes, denn so ganz harmonisch dürfte
die Sache nicht abgelaufen sein wie das bereits erwähnte Schreiben Kahrers
vom 22. Februar 1914 zeigt. Da keinerlei Aufzeichnung über weitere
Gründungsmitglieder neben dem bereits erwähnten Vereinsvorstand gefunden
werden konnten (die fünf Beilagen zur Bildungsanzeige 1913 sind vernichtet
worden), kann durchaus davon ausgegangen werden, dass auch
Künstlerinnen an der Gründung beteiligt waren. Als
Gründungsmitglieder kommen fast alle, von1908 bis 1914 ausstellende
Künstlerinnen und Künstler in Frage, auch die Damen Clementine
Alberdingk, Mila von Luttich und Georgine
Rinnerer-Altmann.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Gründung des VHKK sicher durch
den unerwarteten Erfolg der ersten Ausstellung der Klosterneuburger
Künstler 1908 im Marmorsaal des Stiftes Klosterneuburg erstmals
angedacht worden ist. Die schon länger in Verbindung stehenden Künstler in
Klosterneuburg hofften wohl, neben dem künstlerischen Erfolg den
materiellen in einer offiziellen Vereinigung, einem Verein, besser
erreichen zu können. Den Gründungsgedanken wahrscheinlich neuerlich
bestärkt hat der kunstsinnigen Chorherr Dr. Wolfgang Pauker (1867
– 1950), nachdem er am 16. September 1912 zum
Schatzmeister und Kustos der Sammlungen des Stiftes
ernannt wurde. Dadurch wurden ihm bessere Möglichkeiten der Unterstützung
für Künstlerinnen und Künstler und die
Vereinsbildung eröffnet.
Allen Künstlern und Künstlerinnen des VHKK gemeinsam war die enge Beziehung
zur Donaumetropole Wien durch ihre Ausbildung in den verschiedenen
Institutionen der Stadt. Bereits während dieser Zeit entstanden die ersten
Kontakte und Grundlagen für spätere Freundschaften und
Arbeitsgemeinschaften.
Egon Schiele und der Verein
Abb. 4 Egon Schiele um 1908
Fotoausschnitt
Abb. 5 Chorherr
Prof. Dr. Wolfgang Pauker
Egon Schiele wird zu Recht eng mit der Klosterneuburger Künstlerschaft in
Verbindung gebracht. In diesem sehr geschlossenen Kreis der Künstler in
Klosterneuburg fand er durch zwei Personen seine erste künstlerische
Prägung, durch seinen
Zeichenlehrer am Klosterneuburger Gymnasium,
Karl Ludwig Strauch und durch den
Maler Max
Kahrer. Diese Verbindungen blieben auch nach seiner Übersiedlung
1906 nach Wien aufrecht, als er an die Akademie der bildenden Künste
wechselte.
Strauch und Schiele setzten ihre
Malausflüge weiter fort, doch mit der Zeit wurde der
Kontakt immer lockerer und Strauch entwickelte eher ein distanziertes
Verhältnis zur Person Schiele.
Kahrer unterstützte den jungen
Schiele durch Bildankäufe und kostenlos zur Verfügung gestellte
Malutensilien und künstlerische Ratschläge. Den Tod Schieles erwähnt Kahrer
in seinem Tagebuch 1918 kommentarlos. In
Wolfgang Pauker,
seinem
Religionslehrer am Gymnasium, fand Schiele nicht
nur einen Beichtvater sondern verständnisvollen Lebensbegleiter, vielleicht
sogar Vaterersatz. Aber auch Pauker äußerte sich in den 40iger Jahren
emotionslos. Seine ersten Erfahrungen mit dem mehr oder weniger
kunstsinnigem Publikum, bzw. den Kunstkritikern, sammelte er in der
Kunstausstellung 1908 im Marmorsaal im Stift
Klosterneuburg. Deshalb auch öfters die Zurechnung zum VHKK, da ja
diese Ausstellung bis jetzt immer dem Verein zugerechnet wurde. Die
Enttäuschung über den Nichtverkauf seiner Bilder milderten die
Künstlerkollegen etwas durch Ankäufe ihrerseits ab. Schieles enge
Verbindung zu Klosterneuburg bestand auch in verwandtschaftlichen
Beziehungen zur
Familie Stockert über seine Großmutter
väterlicher Seite,
Aloisia Schimak. Auch die ersten
Erfahrungen mit der Sehnsucht nach einem Mädchen, die ersten Liebesgefühlen
für
Gretl Partonek, fallen ebenfalls in die
Klosterneuburger Zeit. So war für Schiele die Klosterneuburg Zeit im
Rückblick, trotz des unendlich schmerzvollen
Verlust des Vaters zu
Silvester 1904, eine sehr glückliche.
Eine Verbindung mit dem erst 1913 gegründeten VHKK ist nicht nachweisbar,
wurde aber und wird immer wieder von Seiten der Klosterneuburger, besonders
nach seinem kometenhaften Aufstieg in der Wiener Kunstszene,
heraufbeschworen. Dass Schiele mit dem Verein keinerlei Verbindung hatte
und den Klosterneuburgern mit seiner eigenen Neukunstgruppe 1909, immerhin
hatte er eine markante Namensgebung gefunden, weit voraus war, wird
gefließentlich übersehen. Schiele hat sich nicht nur räumlich 1906 von
Klosterneuburg losgesagt, sondern auch künstlerisch einen neuen Weg,
seinen Weg in die Moderne gesucht und gefunden.
Die Ausstellungen
Abb. 6 Eintrittskarte zur Aussstellung 1911
Abb. 7 Marke zur
Ausstellung 1914
Die Ausstellungen 1908 und 1911 wurden noch nicht vom
VHKK ausgerichtat, aber bereits in die Zählung einbezogen. Die
vorübergehende zwangsweise
Auflösung des VHKK durch die
Nazis und seine Eingliederung in die
Kameradschaft
bildender Künstler Groß-Wien-Nord (Klosterneuburg) von
1938 bis 1945, wurde sofort nach Kriegsende wieder
aufgehoben und der alte Zustand wieder hergestellt, der alte Vereinsname
wieder angenommen. Die Ausstellungen währends des Nazi-Regimes wurden in
der laufenden Reihenfolge weitergezählt. Trotz
Auflösung des VHKK
1961, wurden die Ausstellungen des Künstlerbund Klosterneuburg in
der ehemaligen laufenden Reihenfolge des VHKK weitergezählt. Deshalb wurde
die erste Ausstellung dieses 1962 neu gegründeten Vereines als 36.
Ausstellung bezeichnet.
Insgesamt richtete der VHKK im Verlaufe seines 48jährigen Bestehens 33
Jahres-Ausstellungen in Klosterneuburg und Wien aus. Weitere 21
Ausstellungen wurden in Wien, Tulln, Salzburg und Innsbruck
ausgerichtet oder es erfolgten Teilnahmen an Ausstellungen wie z. B. an den
NÖ Landeskunstausstellungen, an den
weihnachtlichen Verkaufsausstellungen im Wiener
Künstlerhaus und an Ausstellungen der Österr. Gesellschaft
für christliche Kunst.
Abb. 8 Max Kahrer
Portrait von Karl Ludwig Strauch
Abb. 9 Franz Rumpler
Fotoausschnitt
Die fünf Vereinsvorstände während des 48 jährigen
Bestehens waren
Franz Horst (1913-20, im ersten
Vereinsjahr gemeinsam mit Theodor Stundl),
Max Kahrer
(1920-30),
Marcel Kammerer (1930-43),
Ludwig Karl
Strauch (1943-59) und
August Bodenstein
(1959-61). Neben mehreren Schriftführern und Kassieren waren auch Sekretäre
tätig. Die
zwölf Ehrenmitglieder waren die Künstler
Franz Rumpler, Leopold Blauensteiner, Alexander Demetrius Goltz,
Franz Horst, Marcell Kammerer, Ludwig Karl Strauch, Igo Pötsch und Ernst
Michael Wagner, sowie Generalabt Dr. Josef Kluger, Bundeskanzler Dr. Karl
Buresch, Bezirkshauptmann Hofrat Dr. Tremml und Stiftskustos Dr. Wolfgang
Pauker.
Die bisher über hundert bekannten aktiven Mitglieder (24
weibliche und 86 männliche) wurden durch zahlreiche Gastausstellerinnen und
Gastaussteller ergänzt. Eine exakte Angabe ist ebenso unmöglich wie bei der
Anzahl der Gründungsmitglieder, da die vorhandenen Mitgliederlisten nur
sporadisch angelegt und zum Teil durch wiederholtes Streichen und
Wiederhinzufügen ungenau wurden. Sämtliche weiteren Unterlagen kamen, wie
bereits erwähnt, angeblich 1961 abhanden.. Aus diesem Grund und da auch
nicht alle Ausstellungen duch Kataloge dokumentiert sind,
könnten noch weitere Hinweise auf das eine oder andere bis heute unbekannte
Mitglied des VHKK auftauchen.1948 wurde auch ein
Ehrenbuch des Vereines angelegt, eine
Kunstförderungsmedaille von August Bodenstein geschaffen
sowie ein Kunstanerkennungsdiplom, eine Radierung, von Josef
Ferdinand Benesch.
Die Auflösung
Abb. 10 Franz Horst mit Familie
Abb. 11 Ludwig Karl Strauch mit Tochter
Das
Ende des Vereins zeichnete sich nach
dem
Tode der Galionsfiguren
Franz Horst (gest. 1950)
und
Karl Ludwig Strauch (gest. 1959) ab, die
freiwillige Auflösung des VHKK fand
am 30. Juni
1961 statt. Die Löschung aus dem Vereinskataster wurde aber erst
am 15. März 1962 in den Amtlichen Nachrichten der N. Ö. Landesregierung
veröffentlicht, also über sieben Monate nach der freiwilligen Auflösung!
Laut 1951 gültigem Vereinsgesetz, § 26. Die freiwillige Auflösung eines
Vereines ist dem Landeshauptmann von dem abtretenden Vereinsvorstand
alsogleich anzuzeigen und von diesem in dem amtlichen Blatte zu
veröffentlichen.
Es wurde also ganz klar nicht im Sinne des Vereinsgesetz gehandelt, indem
man gezielt die Löschung erst nach über sieben Monaten veröffentlichte,
um so den Eindruck zu erwecken, dass noch vor der Löschung des VHKK der
KKB gegründet und nicht untersagt wurde, wie es ja Rudolf Alexander
Moißl in einer seiner Festschriften festhält, um die Fortführung
der Vereinsgeschäfte des VHKK unter neuer Flagge des KKB zu erklären, so
z. B. die Weiterzählung der Ausstellungen als ob nichts geschehen wäre. Im
Grunde genommen waren alle diese Vertuschungsmanöver und
Verschleierungsaktionen völlig unnötig, denn der VHKK wurde aufgelöst und
nicht umbenannt und es fand keine Statutenänderung statt, sondern eine
Auflösung.
Abb. 12 Titelblatt der Vereins-Statuten 1914
Somit gab es keine Fortführung der Vereinsgeschäfte. So klar die
freiwillige Auflösung des alten Vereines VHKK nachvollziehbar war, so
wenig wurde von der Berichterstattung davon wahrgenommen. Lediglich in
den
Klosterneuburger Nachrichten vom 10. Juni 1961
erschien ein
Artikel von R. A. Moißl, dem damaligen
Schriftführer, der über die
Auflösung des Vereines in der
Vollversammlung vom 2. Juni ! berichtete. Er führte als Gründe für
den Niedergang des Vereines die künstlerischen Differenzen
(„Außenseiter“) und vor allem die fehlende Resonanz des
Publikums auf das künstlerische Schaffen an, was auch die spärlichen
Presseberichte erklärt, sowie die ausbleibende Unterstützung durch die
Stadt, die früher regelmäßig Ankäufe aus den Ausstellungen tätigte. Diese
Umstände und finanzielle Einbußen führten nach seiner Meinung zur
freiwilligen Auflösung des VHKK am 2. Juni 1961. Doch auch Moissl beachtete
anscheinend die Statuten nicht, denn diese
Auflösung vom 2. Juni
war ungültig und musste
am 30. Juni 1961
wiederholt werden, weil der Satz 22 der Statuten, der die
Anwesenheit von mindestens zwei Drittel der in Klosterneuburg wohnhaften
Mitgliedern vorschreibt, nicht erfüllt worden war. Bei der nachfolgenden
außerordentlichen Generalversammlung am 30. Juni 1961 bestanden laut
Statuten dann keine Vorgaben mehr bezüglich Zahl und Wohnadresse der
Anwesenden..Wieviele Mitglieder tatsächlich an der Auflösung des VHKK
mitwirkten, ist unbekannt. So ist auch ein handstreichartiges Vorgehen von
einigen wenigen Mitgliedern nicht auszuschließen. Die Annahme, dass man
sich unerwünschter Personen entledigen wollte, ist durchaus wahrscheinlich.
Die tiefen Wunden, die der Nationalsozialismus verursacht hatte,
psychische und physische, hielt doch der Kriegs-Tod auch seine Ernte unter
den Künstlern, zeigten ihre Auswirkungen auf das Vereins-Leben. Seine
vorübergehende zwangsweise Auflösung und Eingliederung in die
Kameradschaft bildender Künstler Groß-Wien-Nord (Klosterneuburg) von 1938
bis 1945, wurde zwar sofort nach Kriegsende wieder aufgehoben und der alte
Zustand wieder hergestellt, der alte Vereinsname wieder angenommen, aber
der Bruch in der Vereinsgeschichte war da, die Namensrückführung alleine
konnte die Geschehnisse nicht vergessen machen. So potenzierten sich die
Probleme, denn auch künstlerisch bestanden Differenzen.
Die Gleichstellung und Gleichberechtigung der weiblichen Mitglieder
Abb. 13 Franziska Wilfer-Horst,
Selbstportrait nach einer Lithografie
Abb. 14 Clementine Alberdingk, Foto
Malerin und Grafikerin
Es finden sich
Malerinnen, Grafikerinnen, Bildhauerinnen
und Kunstgewerblerinnen unter den 54 Künstlerinnen, die beim VHKK
entweder
ordentliche Mitglieder oder Gastausstellerinnen
waren. So offen man ihnen gegenüber im künstlerischen Bereich war, so
männlich dominiert war der Vorstand mit Ausnahme von Franziska Horst als
kurzfristige Schriftführerin. Dies dürfte kein allzu großes Problem für die
jungen Künstlerinnen gewesen sein, sind doch die Führungspositionen auch
heute noch ein schwacher Punkt bei der Gleichstellung der Frau in
Wirtschaft und Politik. Doch die seit Jahren dahindümpelnde Debatte über
die Frauenquote hat im künstlerischen Bereich bereits Früchte getragen,
Frauen ein weites Feld an Führungspositionen eröffnet. Blickt man heute auf
die großen Häuser in Österreich, dann scheinen immer öfter weibliche Namen
in der obersten Führungsetage auf.
Bedenkt man, dass im Wien um die Jahrhundertwende 1900 die Bestrebungen
gewisser Kreise deutlich auf eine weitere Einschränkung der Frauen in den
künstlerischen Bereichen ausgerichtet waren – so mussten viele
Künstlerinnen unter männlichem Pseudonym agieren, um ausstellen zu können,
der Zugang zur Akademie der bildenden Künste wurde erst 1920 für
Studentinnen ermöglicht, Wien also im Gegensatz zu München oder Paris
äußerst restriktiv war, die großen Kunstvereine wie Künstlerhaus,
Secession und Hagenbund den Frauen als ordentliche Mitglieder verschlossen
waren – dann kann man ersehen, wie aufgeschlossen und frei der Geist
in dieser ältesten Vereinigung bildender Künstler und Künstlerinnen in
Niederösterreich war.
- EMPFEHLUNG:
- * Lesen Sie auch Clementine
Alberdingk und Emma Bormann
unter Bedeutende
Klosterneuburger.
- * Sehen Sie ebenso in der Bildergalerie die Fotos
zur Präsentation des Themas mit Dr. Ursula Müksch.
Quellen:
Jahrbuch des Stiftes Klosterneuburg, Neue Folge Band 22, ISBN 3-902177-47-0
KKG-Publikation: Junge Kunst im Stift, Dr. Ursula Müksch, ISBN 3-950-1981-0-6
2 Fotos (Eintrittskarte, Marke): Dipl.-Ing. Manfred Pregartbauer
Gestaltung: Dipl.-Ing. Heinz Köfinger