Bedeutende Klosterneuburger
Valentin Langstöger
Stadtrichter und Schiffsmeister


Josef Valentin Langstöger kam am 20. Oktober 1666 in Klosterneuburg als Sohn des vermögenden Schiffsmeisters Simon Peter Langstöger zur Welt. Der Vater besaß unter anderem mehrere Hektar Weingärten in Weidling und war von 1688 bis 1694 Stadtrichter in unserer Stadt. Auf Grund seiner mehr als gesicherten Situation konnte er seinem Sohn ein solides Vermögen vererben.

Valentin
Valentin Langstöger
Susanna
Susanna Langstögerin

Valentin Langstöger brachte es bis zum "kaiserlichen Leibschiffmeister" und schließlich auch zum Stadtrichter in Klosterneuburg. Seine Heirat mit Susanna geb. Wallenböck (Wallnpöck) aus Krems im Jahre 1686 verbesserte durch die reichliche Mitgift die ohnehin hoch positive Finanzlage der Familie noch weiter. Zwei Kinder entsprossen dieser Verbindung: Franz Leopold Valentin und Anna Maria, die sich dann später mit Christoph Josef Küeffner vermählte, der zweimal Stadtrichter war, nämlich von 1725 bis 1743 und von 1751 bis 1756.

Durch entsprechendes Wirtschaften auf der beschriebenen positiven Grundlage aber auch begünstigt durch dazu passende historische Ereignisse und den daraus resultierenden Gegebenheiten gelang es dem Ehepaar, "das ererbt liegende und fahrende Gut reichlich zu vermehren, so dass sie zu den bestsituierten Familien Klosterneuburgs zählten". Betrachten Sie dazu auch den Familien-Stammbaum

Die Türkenbelagerung 1683 traf wie alle derartigen mittelalterlichen Kriegsereignisse vorher die schwach befestige Untere Stadt (sie hatte nur eine Mauer gegen die Donau) äusserst hart. Neben der Martinskirche wurden auch viele Bürgerhäuser zu Brandruinen, deren Instandsetzung bzw. Wiederherstellung sich viele Besitzer einfach nicht leisten konnten. In dieser Situation konnte die wie schon vorher angedeutet ziemlich finanzkräftige Familie Langstöger viele brandgeschädigte Bauten samt den dazugehörigen Grundstücken zu äusserst günstigen Bedingungen aufkaufen.

Tuerken 1683
Türkenbelagerung Klosterneuburgs 1683

Stadtplatz_9
Das Haus Stadtplatz 9
Der Wohnsitz der Familie Langstöger war das Haus am Stadtplatz 9. Dieses hatte ursprünglich aus drei Häusern bestanden und dem "Dechant und Kapitel zu Passau" gehört, weshalb es auch die Bezeichnung "alter Passauer Hof" getragen hatte. Die "zusammengebauten Häuser" samt Grundstück wurden jedoch 1670 von Passau "heimgesagt". 1690 kaufte die Familie Langstöger eines davon und 1692 wurde dann das gesamte Anwesen vom Rat der Stadt an den kaiserlichen Leibschiffmeister und Stadtrichter Valentin Langstöger übergeben. Die Gründe des groß angelegten Gesamtgebäudes erstrecken sich nördlich bis zum Seilergraben (heute: langstögergasse) und in östlicher Richtung bis hin zur Martinstraße. 1716 wurde dann der Hoftrakt geteilt, wobei zwei Drittel bei dem Haus Nr.9 blieben.

Dass das Ehepaar jedoch nicht ausschließlich an der Mehrung und Vergrößerung seines Besitzes Interesse hatte, geht aus der Tatsache hervor, dass die Familie auch den Bau der Franziskanerkirche zu St. Jacob in der Martinstraße (oberhalb der Martinskirche Richtung Kritzendorf) entscheidend förderte.

Stadtplatz_9
Akt über den Streit Stadtrichter vs. Bürgerschaft
Während der Zeit, in der Valentin Langstöger das Stadtrichteramt inne hatte, kam es allerdings auch zu Problemen mit der Stadtverwaltung. So beschwerte sich 1711 die Bürgerschaft Klosterneuburgs laut einem Bericht der "Hofkanzlei" nach Hof über Excesse des Stadtrichters Valentin Langstöger: er berief "gar selten" den Rat zu Sitzungen, handelte nicht immer "nach den mereren stimben" sondern öfter "nach seinem selbst eigenen bedunken"...,er bestellte für Waisenkinder ("Pupillen") keine Vormünder ("Gerhaben"), er legte deren Vermögen nicht mit der "schuldigen sicherhait" an und "beredete" sie "wohl gar einen nachlass zu thuen";....Stadtrichter Langstöger mit dem Magistrat klagte gegen die Bürger, dass sie ihrer obhandenen pflicht nicht nachgelebt..., sehr oft heimbliche zusammenkünfte gehalten und darbey verschiedener sehr ehrenruehr- und verletzlicher schmachreden und inzichten wider selben sich ungescheut vernehmen lassen...auch nach und nach mehrere burger hiezu verlaitet und an sich gezogen... den schuldigen gehorsamb und respect nicht praestirt, sondern in allen fählen sich sehr widersässig und ungehorsamb erwiesen haben.

Die Hofkanzlei veranlasste die Entsendung eines Wahlcomissärs nach Klosterneuburg, der den Stadtrichter, den inneren und äusseren Rat sowie die gesamte Bürgerschaft im Namen des Kaisers fürzufordern habe...Die Detailergebnisse dieser Untersuchung sind uns nicht bekannt. Fest steht, dass während desselben Jahres der voherige Stadrichter Mathias Marzi das Amt erneut übernahm und bis 1712 ausübte, worauf es dann an Josef Eggstein überging.


Die Langstögersche Stiftung

Bemüht um ihr Seelenheil stifteten die Ehegatten Langstöger bei den Franziskanern zwei Jahrtage, die schon zu ihren Lebzeiten gefeiert wurden und "ewig celebriert und beobachtet werden" sollten. Ausserdem gründeten sie eine Stiftung mit Stiftungsbrief vom 5. Dezember 1721. Diese Stiftung hatte ihren Sinn und Zweck in der "auferbaulichkeit der gesambten burgerschaft", im Besonderen aber in der "christlichen Liebe und Gutthätigkeit gegen die Armen".

Getragen wurde die Stiftung durch den Erlös aus Grundstücken, Wiesen, Wäldern und Weingärten (die jedoch noch von Simon Peter Langstöger belastet waren), Häusern und Mühlen, die zu diesem Zweck aus dem Familienbesitz ausgegliedert wurden.

Gedenktafel
Stiftungs-Gedenktafel in der Hauseinfahrt

1722
VALENTIN
ET
SUSANNA
LANGSTÖGER
STYFTHAUS

Der reichhaltige Stiftungsbesitz beinhaltete unter anderem das Stiftungshaus, Stadtplatz 37 (verbunden mit Kreuzergasse 4). Hier waren auch die vier Chorknaben (aus ärmlichen Verhältnissen) samt ihrem Instructor beheimatet. An diesem Haus war auch eine Gedenktafel angebracht, die sich nun in der Wand der Einfahrt befindet.

Rechts: der Text der Gedenktafel

Styfthaus_2
Styfthaus 1970
Styfthaus_3
Styfthaus 2008

Das "Styfthaus", Stadtplatz 37 zwischen 1970 und 2008


In weiterer Folge wurde 1864 das Haus Martinstraße 18 für die Stiftung erworben und die Kernmühle (auch Griesmühle, später Langstögermühle) in den Stiftungsbesitz übernommen. Diese Mühle stand am Kierlingbach (heute Ecke Mühlengasse - Domaniggasse) und Valentin Langstöger hatte sie 1702 von seinem Vater geerbt. Zum Stiftungsbesitz gehörte auch das an die Mühle angrenzende Leuthnerische Haus (heute: Domanig-Haus) mit den dazugehörigen Gärten und Zimmern, "welch' letztere der Stifter erbaut hatte, doch sollte die darauf von dem Vater Simon Peter Langstöger gemachte Stiftung (von 1659) nicht beeinträchtigt werden". Da die Kernsche Mühle öfter wegen Wassermangel nicht mahlen konnte, so nahm Langstöger auch noch eine Schiffsmühle in die Stiftung. An der Mühle wurde so wie am "Styfthaus" Stadtplatz 37 eine Gedenktafel aus grauem Marmor angebracht.
Mühlenhof_Hinweis
Mosaik am Wohnbau Karl Domaniggasse 2

An der Stelle wo sich bis in die Anfangsjahre des 20. Jahrhunderts der großzügig angelegte Mühlenbau befand, steht heute eine moderne Wohnhausanlage, die aber immerhin noch mit ihrem Namen auf die historische Vergangenheit zurück verweist: Das Mosaik an ihrer Außenwand stellt ein oberschlächtiges Mühlrad dar und identifiziert die Baulichkeit als "Mühlenhof".

Am 10. Januar 1722 starb Valentin Langstöger und seine Frau Susanna, die ihn um 18 Jahre überlebte, sah sich als Universalerbin ihres Gatten durch das Auftreten beträchtlicher Schwierigkeiten bei der Realisierung der Stiftungsbestimmungen gezwungen, dieselben mehrfach zu ändern. Zum Einen war die Anzahl der durch die Stiftung mit Wein und Brot versorgten Bedürftigen von anfänglich etwa 800 auf bald 1200 angewachsen und zum Zweiten verschlang die Instandhaltung der Stiftungsobjekte (wie z.B. das baufällig gewordene Stiftungshaus) immer größere Summen, sodass laut Stiftungsverwalter Leopold Jordan die Instandsetzung nicht mehr bestritten werden konnte. Ausserdem wurde die Erfüllung der Stiftungsverbindlichkeiten im Allgemeinen immer aufwendiger. Um diese Schwierigkeiten zu beheben kaufte die Witwe Susanna sämtliche Liegenschaften ausser dem Stiftungshaus, der Langstögermühle und 6 Viertel (belasteter) Weingärten aus der Stiftung zurück. Dazu ließ sie am 6. März 1728 im Einverständnis mit der niederösterreichischen Regierung den Stiftungsbrief abändern. Als auch daraufhin keine wirklich positive Wirkung eintrat, liess sie den Stiftungsbrief am 27. Januar 1735 nochmals ändern.
St. Jacob
Das Franziskanerkloster St. Jacob
Staustufe
Der Karner von St. Martin

Susanna Langstöger starb am 15. Mai 1740 und wurde so wie die gesamte Famile Langstöger in der Familiengruft bei den Franziskanern von St. Jacob beigesetzt. Mit dem Urenkel Johann Nepomuk starb am 12. September 1760 der letzte männliche Langstöger-Nachkomme. Nach der Aufhebung des Klosters durch Josef II. 1792 und seine Adaptierung als Zuckerfabrik, wurden die sterblichen Überreste der Familie wahrscheinlich nach St. Martin überführt.

Die Langstögersche Stiftung durchlief in den Jahrhunderten ihres Bestehens Höhen und Tiefen, blieb aber im Grunde positiv und wurde erst 1989 von der niederösterreichischen Landesregierung aufgehoben